Seit März 2025 ist Jacob Birkenhäger neuer Geschäftsführer bei nexus. Er ergänzt Hans-Liudger und Christiane Dienel im Geschäftsführungsteam. Außerdem hat er die Leitung des Bereichs Bürgergesellschaft übernommen. Einen Monat nach seinem Start bei uns haben wir mit Jacob gesprochen.

Herzlich willkommen bei nexus, Jacob. Was hat dich auf dem Weg zu deiner jetzigen Rolle als Geschäftsführer besonders geprägt?

Ich war schon immer ein sozialer Mensch und habe bereits im Kinderhort und der Schule gerne mit den anderen Kindern zusammen Dinge bewegt. Außerdem habe ich früh gelernt selbstständig und gut organisiert zu sein. Dass die besseren Lösungen gemeinsam entstehen, dass man sie dann aber auch ordentlich umsetzen muss, das habe ich also schon im jungen Alter verstanden. Aus dem sozialen wurde dann auch ein politischer Mensch und ich habe angefangen mich für Partizipation zu interessieren. Dass ich da dann auch beruflich einsteige, war also irgendwie absehbar, ohne dass ich das so geplant hatte.

Du bist ja nicht neu in der Beteiligungsszene. Was sind Deine wichtigsten bisherigen Erfahrungen?

Ich habe fast zehn Jahre bei ifok gearbeitet, dem großen Wettbewerber, aber auch Partner von nexus. Da habe ich das große Einmaleins der Beteiligung gelernt und einen Beitrag zur Weiterentwicklung der Bürgerbeteiligung leisten dürfen. Ich habe sehr viele, unterschiedliche Erfahrungen in der Beteiligung sammeln können, von Bürger- über Stakeholderbeteiligung zu Jugendworkshops, Infrastrukturvorhaben, internationalen Konferenzen und Kampagnen. Als Geschäftsfeldleitung habe ich zuletzt bei ifok schließlich den Bereich für Bürgerräte und Bürgerforen, Open Government und Demokratie aufgebaut. Dabei lag mein Schwerpunkt in den letzten fünf Jahren auf Bürgerräten und Europäischen Bürgerforen, die ich in Deutschland und der EU mitentwickelt habe. Ich bringe zu nexus also einen breiten Erfahrungsschatz für Dialog und Kooperation, für Bürger- und Öffentlichkeitsbeteiligung, für Strategie und Design von Beteiligungsprozessen, für Moderation und Kommunikation genauso wie langjährige Führungs- und Managementerfahrung mit. Und ein großes nationales und internationales Netzwerk.

Welche Schwerpunkte möchtest du in deiner neuen Rolle setzen?

Ich habe kürzlich in einem Interview den schlauen Satz gelesen, dass wir im Kleinen das Leben leben sollten, für das wir kämpfen, und so Energie gewinnen, um auch im Großen zu den Veränderungen beizutragen, die wir uns wünschen. Der Urheber, Arne Semsrott, Leiter von FragDenStaat, bezog sich dabei auf die aktuelle Situation der Demokratie, die weltweit immer mehr unter Druck gerät; aber ich will das auch auf nexus beziehen und auf das, was ich mir erhoffe bei nexus bewirken zu können:

Zum einen nach innen: Wie können wir gemeinsam gut miteinander arbeiten, uns gegenseitig stärken und weiterentwickeln? Was wollen wir in der Welt bewirken und wie stehen wir gemeinsam für das, was nexus ist? Ich freue mich darauf, mit dem wunderbaren und engagierten nexus-Team an diesen Fragen zu arbeiten.

Die Fragen, die ich nach innen stelle, beziehe ich aber auch auf die Welt da draußen: Wie können wir als demokratische, offene Gesellschaft gut miteinander arbeiten, uns gegenseitig stärken und weiterentwickeln? In einer individualistischen und polarisierten Gesellschaft, in der wir alle unterschiedliche Fakten und Wahrnehmungen haben, stellt sich die Frage, wie wir uns über Probleme und deren Lösungen verständigen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt neu organisieren. Für die großen Fragen will ich mit nexus genauso Ansprechpartner sein wie für die konkreten Lösungen im Kleinen: Kooperationsmethoden, Beteiligungsprozesse, Moderation und die Umsetzung demokratischer Innovationen. Ich sehe uns als Kooperationspartner für Politik und Verwaltung, aber auch für Unternehmen, NGOs und die Zivilgesellschaft, um bessere Zusammenarbeit zu ermöglichen.

Welche Vision für nexus hast du?

Was mich persönlich umtreibt: Ich bin tief davon überzeugt, dass wir unsere demokratische Kultur und wie wir demokratische Entscheidungen treffen neu denken müssen. Wir leben in einer Zeit der multiplen Krisen, die dringend gelöst werden müssen. Wir müssen aber auch am Funktionieren unserer Demokratie arbeiten, sie stärken, denn nur so können wir die genannten Krisen nachhaltig lösen und gleichzeitig der wachsenden Polarisierung in unseren demokratischen Gesellschaften begegnen. Wenn wir das nicht schaffen, wird das demokratische System in vier Jahren noch mehr gefährdet sein.

Wir brauchen neue Formen der Zusammenarbeit und des Miteinanders. Mich treibt deshalb die Frage um, wie wir das Wissen der Vielen gesellschaftlich gewinnbringender heben können, nicht nur im politischen System, sondern auch in Wirtschaft und Gesellschaft. Kluge Beteiligungsverfahren sollen unsere bestehenden politischen Prozesse nicht ersetzen. Sie werden als ergänzende demokratische Werkzeuge vor allem den Erfordernissen einer modernen, digitalen und vielfältigen Wissensgesellschaft gerechter als die bisherigen Verfahren allein. Wir müssen Formen finden, um Menschen mehr an demokratischen Prozessen zu beteiligen – auf allen Ebenen, in den Nachbarschaften und Kommunen genauso wie auf Bundes- oder internationaler Ebene.

nexus trägt bereits maßgeblich dazu bei und hilft mit jedem Projekt die Demokratie wachsen zu lassen. Meine Vision ist es, dass wir zusammenkommen zu einem gemeinsamen Verständnis für eine andere, dialogische demokratische Kultur und zu einem demokratischen Erlebnis auf allen Ebenen. Dafür möchte ich mich einsetzen. Ich freue mich Teil dieses Wandels und Prozesses zu sein und mit allen nexis und vielen Kooperationspartnern daran zu arbeiten.

Das Gespräch führte Maria Jacob / nexus Institut

Foto: nexus Institut