Mit der Verdichtung der städtischen Lebensräume werden Geräusche zunehmend problematisch und führen zu Beeinträchtigungen von Umwelt, Lebensqualität und Gesundheit. Das Forschungs- und Anwendungsprojekt untersucht, inwieweit aktive Beteiligung und Mitwirkung bei der Lärmvermeidung zu einem lärmbewussteren Verhalten führen kann.

Ziel des explorativen Forschungsvorhabens ist es, neue Möglichkeiten zu erforschen und zu entwickeln, um Menschen zu einem lärmbewussteren Verhalten zu motivieren, wobei ein besonderes Augenmerk auf den Einfluss des Instruments der Öffentlichkeitsbeteiligung gelegt wird. Zu diesem Zwecke ist zunächst eine theoretische und empirische Auseinandersetzung mit den Themenkomplexen Lärmbewusstsein und Öffentlichkeitsbeteiligungen mit Umgebungslärm als relevantem Umweltfaktor zu führen, an deren Ende das Lärmbewusstsein und dessen Prädiktoren identifiziert und quantifiziert sind, und der Zusammenhang von Öffentlichkeitsbeteiligungen und dem Lärmbewusstsein und -verhalten von Menschen verstanden ist. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen wird ein Bürger*innen-Dialog zu einem prototypischen Diskussionsgegenstand geführt, der die Fragestellungen für einen abschließend stattfindenden Expert:innenworkshop liefert. Ergebnis des Workshops sind Empfehlungen für fundierte Strategien und konkrete Maßnahmen, die geeignet sind, lärmbewusste Verhaltensweisen einstellungsbasiert und nachhaltig, also nicht nur situativ und vorübergehend, zu fördern. Im Laufe des Projekts werden dabei unter anderem, aber nicht ausschließlich, folgende Forschungsfragen adressiert:

  • Wie kann Lärmbewusstsein als psychologisches Konstrukt zuverlässig erhoben werden?
  • Welche persönlichen, kognitiven, emotionalen, affektiven, sozialen und situativen (inkl. akustische Belastung) Faktoren haben einen Einfluss auf das Lärmbewusstsein?
  • Welcher Zusammenhang besteht zwischen Öffentlichkeitsbeteiligungen und Lärmbewusstsein?
  • Welche Auswirkungen hat die aktive Teilnahme an Beteiligungsverfahren auf das Lärmbewusstsein und die Bereitschaft zu Verhaltensänderungen?
  • Wie lässt sich ein einstellungsbasiertes, lärmbewusstes Verhalten motivieren?

Für die Beantwortung dieser Forschungsfragen werden folgende Methoden eingesetzt: Literaturrecherche, explorative Voruntersuchung zur Erstellung der Erhebungsinstrumente, flächendeckende Zusammenstellung von Methoden, Instrumenten und aktuell laufenden Öffentlichkeitsbeteiligungen zum Thema Lärm in Deutschland, quantitative und qualitative Befragung von Beteiligten an diesen Öffentlichkeitsbeteiligungen, Erhebung der akustischen Belastung der Teilnehmenden, einerseits durch die bereits vorliegenden Fassadenpegel aus der Kartierung im Rahmen der EU-Lärmrichtlinie, andererseits durch direkte Messungen in der Wohnung. Abschließend führt das nexus Institut einen Bürger:innendialog mit den Beteiligten durch, bei dem überprüft wird, welche Potentiale aktive Beteiligung für die Erhöhung des Lärmbewusstseins hat. Auf Basis der Studienergebnisse werden in einem kokreativen Verfahren Empfehlungen zur Förderung lärmbewussten Verhaltens erarbeitet.

Das nexus Institut koordiniert die Gesamtstudie, die in einem Forschungskonsortium zusammen mit den Lehrstühlen Psychoakustik (Prof. André Fiebig) und Audiokommunikation (Prof. Stefan Weinzierl) der TU Berlin sowie der Human Factors Consult durchgeführt wird. Es erstellt den Überblick laufender Beteiligungsverfahren, rekrutiert die Proband:innen für die Befragung, wirkt bei der Durchführung der Interviews mit und organisiert den Bürger:innendialog sowie einen abschließenden Expert:innenenworkshop.

Laufzeit: 10/2022 – 10/2024
Auftraggeber: Umweltbundesamt
Mitarbeiter:innen: Prof. Dr. Christiane Dienel (Wissenschaftliche Leitung), Dr. Christine von Blanckenburg (Projektleitung), Wiebke Blum
Projektpartner: TU Berlin, Human Factors Consult

Bild: Dall-E / nexus Institut