Terroristen nutzen das Internet für verschiedene Zwecke. Dazu gehören Propaganda, Rekrutierung, Fundraising, Koordination sowie Erwerb und Austausch von Wissen. Wenig bekannt ist bisher über den Einsatz des Internets bei Rekrutierung, insbesondere bei der Zielgruppe Frauen und Kinder. Der Workshop wurde initiiert, um dieses Thema zu diskutieren. Die Auswahl der Podien, Referenten und Teilnehmer spiegelte die aktuellen Probleme bei der Forschung wider. Folgende Themen stehen zu Beginn der Diskussion:

  • Abstrakt gesehen ist das Internet ein Ort, wo Bits und Bytes ausgetauscht werden. Dies ist die technische Komponente. Hier geht es jedoch vor allem darum, relevante quantitative Daten über die Nutzung des Internets durch Terroristen zu erheben.
  • Hinter Bits und Bytes stehen Menschen – die sich hier mit Inhalten an die Zielgruppe Frauen und Kinder richten. Radikalisierungsprozesse sind soziale Phänomene und Prozesse die im persönlichen Kontakt oder über das Internet erfolgen können.
  • Aus organisatorischer Sicht sind die Terroristen auf globaler Ebene gut vernetzt. Bei der „Gegenseite“ – also den für Terrorabwehr zuständigen Stellen – trifft dies oft nicht in gleichem Maße zu. So gibt es den Nationalstaat, der die Terrorabwehr selbst koordiniert. Zahlreiche internationale Organisationen mit unterschiedlichen Mitgliedschaften (z.B. NATO, EU) erschweren die internationale Abstimmung. Weiter kommt hinzu, dass viele Aspekte der Geheimhaltung unterliegen. Dies erschwert die Koordinierung, um den internationalen Terrorismus zu bekämpfen.

Im Februar 2008 und im November 2008 kamen in Berlin jeweils 45 internationale Experten zu mehrtägigen Konferenzen zum Thema „Terrorismus und Internet“ zusammen. Sie diskutierten und bewerteten bisherige Erkenntnisse und Erfahrungen zum Thema „Alte Bedrohungen, neue Kanäle – das Internet als Werkzeug für Terroristen: Soziotechnologische Aspekte mit einem besonderen Schwerpunkt bei Frauen und Kindern.“ Die Auswahl der Experten war breit angelegt: Technische und soziale Bildungshintergründe, Vertreter von Hochschulen, Praktiker, Vertreter zuständiger Dienste, von NATO und EU sowie verschiedener Staaten.

Die Panels untersuchten technische und soziale Fragen sowie die Besonderheiten der Zielgruppe „Frauen und Kinder“. Gesamtziel des Projektes war es, die genannten Probleme vertiefend zu diskutieren und neue Ansätze mit Handlungsempfehlungen zu erarbeiten.

Mitarbeiter*innen: Dr. Hans-Liudger Dienel, Christian Rapp
Auftraggeber: NATO Peace Research
Laufzeit: 01/2008 – 12/2009
Projektpartner: ICTAF Tel Aviv University, NIIV Netvision Institute for Internet Studies Tel Aviv University

Die Ergebnisse der internationalen Workshops wurden in einem Buch veröffentlicht:
Terrorism and the Internet – Threats — Target Groups — Deradicalisation Strategies – Volume 67 NATO Science for Peace and Security Series – E: Human and Societal Dynamics. Herausgeber: Hans-Liudger Dienel, Yair Sharan, Christian Rapp and Niv Ahituv – Juni 2010, 220 Seiten, ISBN: 978-1-60750-536-5, nur in Englisch verfügbar.